13.06.2012 – Arbeitsfreie Sonn- und Feiertage sind ein hohes Gut. Sie sind Tage der Ruhe, der Gemeinschaft, der Freiheit und der Familie. Am Sonntag gilt die Musse, nicht das Muss. In seiner von keinem Naturrhythmus vorgegebenen Regelmässigkeit ist der wöchentliche Ruhetag ein Geschenk. Er schafft Raum für die Seele und für das Miteinander. Davon lebt auch das Engagement vieler Menschen im kulturellen, religiösen, sportlichen, sozialen oder politischen Bereich. Freie Sonntage sind eine frühe soziale Errungenschaft und Teil unserer Kultur.
Gesetze schützen freie Sonn- und Feiertage
Der Gesetzgeber hat diesem Umstand Rechnung getragen. Artikel 18 des Arbeitsgesetzes schützt die Sonntage – damit die Gesundheit der Arbeitnehmenden – und verbietet die Sonntagsarbeit grundsätzlich. Sonntagsarbeit wird nur bewilligt, wenn sie aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen unentbehrlich ist oder ein schwerer Mangel in der
Bevölkerung entsteht.
Ausnahmen gefährden Sonntagsruhe
Immer mehr Facetten des menschlichen Lebens werden der ökonomischen Betrachtungsweise untergeordnet. Eine weite Auslegung des Gesetzes und immer mehr Ausnahmeregelungen zugunsten von Branchen wie dem Detailhandel oder einzelner Unternehmen drohen das generelle Verbot der Sonntagsarbeit zu untergraben. Meist gehen einer neuen Ausnahme Verstösse gegen das Verbot voraus. Bei jedem Liberalisierungsschritt führen die Befürworter ins Feld, es handle sich nur um eine Ausnahme für einen begrenzten Bereich, die kaum ins Gewicht falle. Das gesetzlich geregelte Verhältnis von Arbeit und Ruhe wird damit jedoch immer mehr in Frage gestellt.
Das hat spürbare Folgen: Die Arbeitszeiten werden immer flexibler, immer mehr Menschen sind der Erwartung ausgesetzt, ihre Arbeitszeit den Wünschen der Arbeitgeber resp. der Auftragslage und den Kundenfrequenzen anzupassen. Sie sollen ihre Arbeitskraft rund um die Uhr verfügbar halten, jederzeit einsetzbar sein im Handel und Tourismus, in industriellen
Produktionsprozessen und im Dienstleistungsgewerbe. Die Zahl der Beschäftigten, die am Sonntag arbeiten, ist zwischen 2003 und 2009 um 12% gewachsen auf über 400’000 (Quelle: SAKE).
Der Sonntag darf nicht den Wirtschaftsinteressen geopfert werden
Die beschriebene Entwicklung reduziert den Menschen auf seine Arbeitskraft und gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Aufweichung der Sonntagsruhe fördert eine schleichende soziale Desintegration. Auch volkswirtschaftlich geht die Rechnung nicht unbedingt auf: Einzelne Betriebe mögen gewinnen, in der Branche aber findet häufig mehr eine Verlagerung als eine Ausweitung des Umsatzes statt.
Den gemeinsamen freien Sonntag fördern
Die unterzeichnenden Organisationen, Gruppierungen und Personen wenden sich deshalb gegen einen weiteren Ausbau der Sonntagsarbeit und fördern den gemeinsamen freien Sonntag als:
- Tag der Ruhe und Erholung, was auch dem Gesundheitsschutz dient
- Tag der Familie, der Begegnung und der Gemeinschaft
- Tag der religiösen und spirituellen Besinnung
- Tag des Gottesdienstes
- Tag des Freiraums, des Engagements und der vielfältigen Aktivitäten in Freizeit, Sport, Kultur oder zugunsten des Gemeinwohls
Die Allianz für den freien Sonntag fordert:
- Die Sonntags- und Feiertagsruhe muss generell gesetzlich geschützt bleiben
- Die bestehenden Ausnahmen sind laufend und streng auf ihre Notwendigkeit zu überprüfen. Für Ausnahmen müssen gesetzliche und gesamtarbeitsvertragliche Regelungen bestehen.
- Sonn- und Feiertagsarbeit muss die Ausnahme bleiben und einen höheren Preis haben als Normalarbeitszeit. Der Arbeitgeber muss sowohl für regelmässige wie auch für unregelmässige Sonntagsarbeit einen Zuschlag bezahlen.
- Die Kontrolle und Sicherung der Sonn- und Feiertagsruhe muss gewährleistet, etwaige Verstösse durch die zuständigen Behörden konsequent geahndet werden.
Die Mitglieder der Allianz setzen sich für einen Schutz der arbeitsfreien Sonn- und Feiertage und gegen die Ausdehnung der Sonn- und Feiertagsarbeit ein.